Gut drei Jahre ist es her, dass in Oberösterreich eine rein männlich besetzte Landesregierung angelobt wurde. Ein Anblick, der für Fassungslosigkeit sorgte. Und zwar bei Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten, politischen Wertvorstellungen, religiösen Anschauungen und persönlichen Lebenssituationen.
Dass diese neun Männer, selbst bei größtem Bemühen, die Interessen der „anderen 52%“ angemessen vertreten könnten, zweifelten viele an. Aus der Fassungslosigkeit über diesen traurigen Anblick wurde eine positive Kraft: „Ohne uns? Na dann: Viel Spaß!“ ist ein Satz, der in einem Treffen engagierter Frauen kurz vor der Angelobung der Oberösterreichischen Landesregierung 2015 gefallen ist. Und viel Spaß hatten wir in den darauffolgenden Monaten.
Erste Aktion war die schweigende Teilnahme an der Angelobungsfeier. Die Botschaft war klar: Wir schauen euch auf die Finger und wir sind viele.
Und das war erst der Anfang. Die parteiunabhängige Initiative #OhneUnsVielSpaß hatte sich formiert.
Die Parallelregierung der Frauen
In den darauffolgenden Monaten tagte Monat für Monat vor dem Landhaus in Linz, parallel zur offiziellen, reinen Männer-Regierung, die inoffizielle Frauenregierung. Monat für Monat hat diese Parallelregierung der Frauen Forderungen aufgestellt. Das Ziel: Die gesellschaftliche Realität in ihrer Vielfalt abzubilden, Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit zu fördern. Und das alles mit Freude und Humor.
Wirkung und Nachhaltigkeit
Mittlerweile gehören mit Birgit Gerstorfer und Christine Haberlander wenigstens zwei Frauen der Oberösterreichischen Landesregierung an (da geht noch was, OÖ!). Regionale und nationale Medien hatten regelmäßig über die Parallelregierungs-Sitzungen und ihre Forderungen berichtet. Auf der Website www.ohneunsvielspass.at sind die Aktivitäten und Forderungen dokumentiert und archiviert. Und auch noch heute, mehr als zwei Jahre nach der letzten Sitzung, sind die Stichwörter #OhneUnsVielSpaß und #Parallelregierung weit über die Grenzen Oberösterreichs hinaus bekannt. Diese Erfahrung haben wir zuletzt beim Österreichischen Journalistinnenkongress #JoKo2018 gemacht. Der Journalistinnenkongress ist die vermutlich wichtigste Veranstaltung Österreichs für JournalistInnen und Presse-Profis. Jährlich mit dabei: Oberösterreichs Medienfrauen in Form von Sprecherin Heidi Vitez, Silja Kempinger (das wäre ich) als ihre Stellvertreterin und ein nettes Grüppchen weiterer kompetenter Teilnehmerinnen (und gelegentlicher Teilnehmer). Die Bekanntheit von #OhneUnsVielSpaß und die positiven Rückmeldungen, die wir in Wien – auch von Österreichs wichtigsten Journalistinnen und Medienmanagerinnen – immer wieder erfahren, bestärken uns in unserem Weg.
Fortsetzung folgt.
Fotos: Kamila Kolanska, Brigitte Voglhofer, Karin Hofbauer
Schreibe einen Kommentar